Karl's Kolumne - Sportskamerad Königspinguin

[ Jeden Dienstag neu.]

Ausdauersport richtig verstanden ist etwas Wunderbares
(frei nach Loriot)

Die Kolumne von Karl Ettinger

von links: Franzi, Werner, Karl

Sportskamerad Königspinguin


Ein Halmarathon ist schon was.

Und erst ein Marathon.

Aber gegen das, was Königspinguine absolvieren, erscheint der Marathon des Sables wie der Spaziergang zum Bäcker:

Die lieblichen Flügeltiere legen zur Brutzeit 200 km - in Worten zweihundert - Kilometer zurück, um sich mit dem Partner zu paaren (Zielschluss ist nach etwa 3 Wochen). Zweihundert Kilometer, mit Beinen von der Länge eines Zeigefingers. Durch die Arktis. Bei einer Durchschnittstemperatur von minus 40 Grad. Ohne laufbanderprobte Hochleistungsjoggingschuhe

Aber damit nicht genug. Nach der Eiablage gehen die Damen zurück zum Eisloch, um wieder zu Kräften zu kommen und um Futter für den Nachwuchs ranzuschaffen. Wieder über die 200 km. Während Papa im arktischen Winter zurückbleibt. Mit dem Ei auf den Füssen (in Ermangelung geeigneten Nestbaumaterials). Bei der Dunkelheit des arktischen Winters.

Pünktlich zum Schlüpfen der Kleinen ist Mama mit der Kinderüberraschung zurück, die sie aus dem Korb auf dem Rücksitz des Golf Cabrios zaubert. Inzwischen ist es ja auch Sommer und die Temperaturen erreichen sensationelle minus 20 Grad.

Schichtwechsel. Jetzt läuft Papa wieder den dreifachen Marathon des Sables. Nachdem er die letzten 4 Monate teilweise mit einem Ei oder little Pinguin auf den Füssen verbracht hat, wirkt er zunächst ein bisschen untrainiert. Aber selbst diesen Abschluss der diesjährigen Paarungssaison nimmt Papa Königspinguin, wie ich den Gang zur Toilette mitten in der Nacht.

In welch surreal grausamen Laune war denn die Natur, als sie sich sowas hat einfallen lassen?

Bin ich froh, dass ich heute abend meine 10km laufen darf, danach eine warme Dusche und eine Logi-Brotzeit einnehmen und dann zu Frau Ettinger unter die Bettdecke huschen kann.